Lerntheorien

Teil der sozialpsychologischen Kriminalitätstheorien (Kriminalitätstheorien, sozialpsychologische), zum Teil auch Ausprägung spezieller Kriminalitätstheorien (Kriminalitätstheorien, spezielle). Versuchen zu erklären, warum sich eine Person nicht angepasst verhält und beruhen auf der Annahme, dass aggressives Verhalten wie jedes andere Verhalten durch Beobachtung, Imitation und Bekräftigung gelernt wird. Ausgangspunkt ist die Theorie der differentiellen Assoziation. Hiernach wird kriminelles Verhalten durch Interaktion mit anderen Personen innerhalb kleiner Gruppen gelernt, wobei sowohl Verbrechenstechniken als auch Einstellungen, Motive und Rationalisierungen kriminellen Verhaltens erlernt werden. Kriminell wird demnach, wer mehr Definitionen vermittelt bekommt, die Gesetzesverstöße billigen, als solche, die dem entgegenstehen. Es handelt sich also um einen gewöhnlichen Lernprozess. Insbesondere fremdenfeindlich motivierte Gewalt wird hier dadurch erklärt, dass sich jugendliche Täter aus diesem Bereich Personen und Gruppen anschließen, in denen fremdenfeindliches Gedankengut vorherrscht, womit entsprechend motiviertes kriminelles Verhalten erlernt wird. Die Theorie wurde weiterentwickelt zur Theorie der differentiellen Identifikation, wonach nicht schon generelle Kontakte mit kriminellen Gruppen zu Delinquenz führen, sondern erst die Identifikation mit Leitbildern einer Gruppe, an deren Verhalten man sich orientiert. Fremdenfeindlich motivierte Gewalt wird hier so erklärt, dass die Anführer entsprechender krimineller Gruppen durch ihre Position als Vorbilder innerhalb der Gruppe die übrigen Mitglieder zu entsprechend kriminellem Verhalten anstoßen. Eine weitere Neuerung dieser Konzepte stellt das Lernen am Erfolg dar, wonach aggressive Verhaltensweisen verstärkt gelernt werden, wenn die fragliche Person damit Erfolg hat.
Kritik: Sicherlich nicht jede Form kriminellen Verhaltens ist erlernt, was insbesondere für die Affekt- und Triebtaten gilt. Es wird ferner nicht erklärt, weshalb eine bestimmte Person gerade Kontakt zu Gruppen hat, welche eine kriminelle Ansteckung fördern. Fremdenfeindliche Gewalt kann im Einzelfall in der Gruppe gelernt werden; geht man jedoch davon aus, dass sich in der Gruppe Gleichgesinnte zusammenfinden, so ist das Verhältnis von Ursache und Wirkung völlig unklar. Ferner wird nicht er-Bart, weshalb sich die Gewalt gerade gegen Fremde richtet.




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