Labeling Approach
(Etikettierungsansatz, LabelingTheorie): Wurde in den 1930er-Jahren in den USA entwickelt. Dieser Ansatz besteht im Wesentlichen aus zwei Teilen.
In seiner allgemeinen Variante (Kriminalitätstheorien, allgemeine) ist er Teil der sozialstrukturellen Kriminalitätstheorien (Kriminalitätstheorien, sozialstrukturelle). Er nimmt nicht Tat und Täter, sondern den gesellschaftlichen Prozess in den Blick, in welchem ein Verhalten als kriminell eingestuft wird. Konzeptionell geht es also eher um Kriminalisierung als um die Erklärung von Kriminalität. Danach haben etwa zu strenge Sanktionen auf von Jugendlichen begangene Verfehlungen oft eine kriminelle Karriere zur Folge, denn der Jugendliche, der sein delinquentes Verhalten als Abenteuer versteht, wird von der Gesellschaft als kriminell isoliert.
Eine Übertragung auf deutsche Verhältnisse ist in den 1970er-Jahren nach dem Muster von gesellschaftlichen Klassenunterschieden erfolgt, wonach die Mächtigen festschreiben, was kriminell ist und so im Wesentlichen die Unterschicht benachteiligen.
Kritik: Gesellschaftliche Prozesse verlaufen komplexer als in bloßen Schichtmodellen. Zudem besteht weitgehende Übereinstimmung über das, was kriminell ist. Das Erklärungsmuster der Klassenunterschiede ist daher vor dem Hintergrund des geistigen Klimas der damaligen Zeit zu verstehen.
Hauptverdienst des Labeling Approach ist sein gänzlich neuer Forschungsansatz, der der Kriminologie neue Impulse verliehen hat.
In seiner speziellen Variante (Kriminalitätstheorien, spezielle) ist diese Theorie ein Modell zur Erklärung von Ausländerkriminalität, wonach die deutsche Gesellschaft ihren Konflikt mit Ausländern selbst hervorrufe. Insbesondere sei eine höhere Anzeigebereitschaft gegenüber Ausländern zu verzeichnen.
Kritik: Eine erhöhte Anzeigebereitschaft gegenüber Ausländern ist empirisch nicht nachweisbar. Zudem werden viele innerhalb ethnischer Gruppen begangene Straftaten nicht aufgedeckt. Gerade hier besteht ein hohes Dunkelfeld.
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