Platon
(427-347 v. Chr.) ist — im Anschluss an Parmenides und die Eleaten, die bereits zwischen wahrer Wirklichkeit und bloßer Erscheinung unterschieden der Begründer des Idealismus; (schon) er bekämpfte den sophistischen Empirismus und dessen moralischen wie erkenntnistheoretischen Relativismus. Als durch die erste Aufklärung im fünften vorchristlichen Jahrhundert die geistige Ordnung archaischer Strukturen ins Wanken geriet, bekämpfte Platon die Sophistik durch die Konzeption einer Ideenwelt, welche die absolute Sicherheit, Universalität und Ewigkeit des eigentlichen Seins garantieren sollte.
Nach Platos Überzeugung besteht das Recht unabhängig von der positiven Gesetzgebung und kann (nur) von einigen hervorragenden Individuen — auch gegen den Widerstand der uneinsichtigen Masse und der Rechtstraditionen — eingesehen werden: das in Ideen gegründete Naturrecht. Diese Auffassung steht im Widerspruch zu den (relativistischen) Rechtsauffassungen, denen zufolge Recht stets nur konventionellen Charakter hat und auf historisch bedingten Nützlichkeitsüberlegungen beruht; sie kann — wie bei Plato — zu totalitären und autoritären Vorstellungen und zu einer Abkehr vom Individualismus und einer Vernachlässigung des Wertes des Individuums führen. Gerade Plato selbst zeigt die Relativität aller Erkenntnis und insbesondere auch die Relativität der Rechts- und Gerechtigkeitsvorstellungen. Plato war kein Demokrat; er misstraute dem Gesetz und setzte auf das in Ideen gegründete Naturrecht. Das SIdaventum nahm er als gegeben hin; er proklamierte eine ständische Gesellschaft. Der weltanschauliche Bereich sollte streng reglementiert werden; die Religionsgesetzgebung war an Strenge kaum zu überbieten und sah drakonische Strafen vor, nach Blackburn enthält die Politeia den Geist des privilegierten Sklavenbesitzers, Theokratie und Priesterherrschaft, Militarismus, Nationalismus, Kastenwesen, Illiberalismus, Totalitarismus und die vollständige Verachtung aller wirtschaftlichen Fundamente der Gesellschaft.
Blackburn, Simon: Über Platon Der Staat (München) 2007.
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